Das am 28. Mai 2020 im Salezer Oberdorf geschlüpfte Storchenküken hat die kühlen Regentage der ersten Junihälfte nicht überlebt. Das einzige Küken des jungen Paares ist nur 14 Tage alt geworden.
Obwohl die erst drei Jahre alte Störchin und der zweijährige Storch als sehr junge Storcheneltern ihre Sache gut gemacht und ihr einziges Küken fürsorglich betreut und beschützt haben (siehe Blog «Einblicke in die Privatsphäre von Nachbar Klapperstorch»), kam es am 11./12. Juni zur Tragödie: Die infolge der seit dem 7. Juni teils anhaltenden Regenfälle bei relativ tiefen Temperaturen selber total durchnässten Altvögel vermochten ihr Kleines nicht mehr ausreichend zu schützen und zu wärmen. Vermutlich im Verlauf des Morgens vom 11. Juni muss es gestorben sein. Das um 10.35 Uhr aufgenommene Foto zeigt das bereits tote Störchlein und die mit den Flügeln schlagende, völlig durchnässte Störchin. Im Verlauf des Tages scheinen die Altvögel das tote Kleine wieder in die Nestmitte gezogen zu haben. In einer trockeneren Phase am Nachmittag haben sie es sogar kurz gehudert.
Als am späten Nachmittag die Altvögel den Horst dann beide während etwa 20 Minuten unbeaufsichtigt liessen, war das ein untrüglicher Hinweis, dass im Nest kein lebendes Küken mehr war. Nestlinge werden immer von einem Elternteil bewacht.
Am folgenden Morgen des 12. Juni – bei nun wieder schönstem Wetter – widmen sich die Altstörche auf dem Horst ausgiebig der Gefiederpflege und dem Nestbau. Dann aber um etwa 8.15 Uhr fliegen beide weg und lassen den Horst erneut unbeaufsichtigt. Eine Viertelstunde später, kurz nach halb neun erscheint ein unberingter Drittstorch auf dem Horst und beginnt das Nest ausgiebig zu untersuchen. Dabei macht er sich nach etwa fünf Minuten auch am toten Nestling zu schaffen, hebt ihn mehrmals an und bugsiert ihn schliesslich an den Nestrand. Daraufhin flickt er am Nest herum, wie wenn es seines wäre.
Um 8.50 Uhr kehren die Altvögel zurück und attackieren den Eindringling. Im kurzen, heftigen Kampf siegen die Altvögel. Sie nehmen von ihrem Horst wieder Besitz. In den folgenden Tagen hält sich der Unberingte bei Abwesenheit der Beringten aber immer wieder auf dem Horst auf und werkelt am Nest herum – bis er dann jeweils wieder vertrieben wird. Es scheint, der Streit um den Oberdorf-Horst wird andauern.
Siehe auch: https://www.edition-wgl.ch/blog/einblicke-in-die-privatsph%C3%A4re-von-nachbar-klapperstorch/
HJR