Gesellschaft für Werdenberger Geschichte und Landeskunde

Erste Einblicke in die WERDENBERGER GESCHICHTE|N 3

08.11.2021

Ab Anfang Dezember 2021 ist der dritte Band der WERDENBERGER GESCHICHTE|N erhältlich. Hier gewinnen Sie einen ersten Überblick über die spannenden Themen des 280 Seiten starken Werks.

Hansjakob Gabathuler, Hans Jakob Reich

Bereits im 17./18. Jahrhundert hatte der Geist der Aufklärung eine gesellschaftliche Elite in Form von «Sozietäten» entstehen lassen, die nach dem Vorbild ausländischer Akademien versuchten, im Hinblick auf Reformen in Staat und Kirche neue Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften, aus der Medizin und der Theologie einem breiteren Publikum zu vermitteln. Gemeinnützige und ökonomische Gesellschaften waren gleichzeitig bestrebt, nicht nur bei den Landwirten, den Gewerbe- und Industriebetreibenden Bildung zu vermitteln, sondern auch praktische Neuerungen im Schulwesen, in der Sozialfürsorge und in der Hauswirtschaft zu fördern. Damit wuchs die Zahl der sogenannten «Lese- und Büchergesellschaften», wie sie auch der Arzt Marx Vetsch bereits um 1790 im Werdenberg ins Leben gerufen hatte.

Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime 1798 wurden die beengenden obrigkeitlichen Sittenmandate gesprengt und die Ideen einer gesellschaftlichen Emanzipation durch den Vereinsgedanken bewusst forciert, so dass sich das Gemeinschaftsleben öffnen und sich eine vielfältige Vereinskultur gleichgesinnter und vorab liberaler Bürger mit dem Ziel der Wohlfahrt und der Volksbildung entwickeln konnte. Nach mancherlei Zensuren durch konfessionelle Intoleranz in der Epoche der Restauration von 1815 bis um 1830 wurden schliesslich jene Ideen geboren, die auch weitere Anliegen der Bevölkerung vertraten. Ein breites Spektrum von Vereinen – Studentenverbindungen, Armen- und Missionsvereine, Schützen-, Turn-, Gesangs- und Musikvereine – entstand. Diese eigentliche «Ära der Vereine» als neu entdeckte Form der Geselligkeit in der bürgerlichen Gesellschaft, denen der Hauptteil des vorliegenden dritten Bandes der WERDENBERGER GESCHICHTE|N gewidmet ist, entwickelte sich jedoch hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts.

Den Zusammenhalt der Vereinsmitglieder regelten Statuten, letztlich «Gesetze», die bis heute den sozialen und politischen Umgang mit- und untereinander regeln. Ein eigentlicher «Vereinsboom» am Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert ist auch für die Region Werdenberg nachweisbar, wo schon damals neben landwirtschaftlichen Genossenschaften, Brunnenkorporationen und Rettungscorps rund 90 existierende Vereine gezählt werden können. Es ist unmöglich, die Zwecke aller dieser Vereinigungen in ihrer Gesamtheit aufzuzeigen, so dass es das Ziel des vorliegenden Bandes nur sein kann, die sozialen, politischen und kulturellen Strömungen anhand einiger aus der weiten Palette ausgewählter Beispiele aufzuzeigen: Das Schiesswesen als «heilige Pflicht eines jeden Schweizerbürgers» nicht nur an der Entwicklung des Schiess- und Wehrwesens im Werdenberg, sondern auch exemplarisch an der Darstellung der Schützenvereine in der Gemeinde Wartau. Als eigentliche Spiegel der Zeit erscheinen der ehemalige Dramatische Verein Azmoos wie auch die mit der Dorfgemeinschaft eng verbundene Blechharmonie Räfis-Burgerau, deren Geschichte Josef Gähwiler erschliesst. Die Anfänge und die Entwicklung des Fussballspiels mit seiner Faszination für die breiten Massen kommen am Beispiel des seit 100 Jahren bestehenden FC Buchs zum Ausdruck.

Eine äusserst beachtenswerte Maturitätsarbeit von Iris Sulser über die Grenzen der Wartauer Alp Elabria eröffnet den Reigen der Miszellen. Der Beitrag «Quellen aus 7 Jahrhunderten zum Sprudeln gebracht» lässt die hohe wissenschaftliche Bedeutung der Erschliessung der Rechtsquellen der Region Werdenberg erahnen. Einen aufschlussreichen Blick in die Nachbarschaft und damit Einsicht in die Rolle der Konservativen in Vorarlberg von 1861 bis 1914 gewährt Gerhard Wanner. Mario F. Broggi und Christian Göldi schildern in ihrer Chronologie die langen Auseinandersetzungen um die ab den 1970er-Jahren geplanten Rheinkraftwerke. Erlesene Bilder und feine Beobachtungen dokumentieren Leben und Schicksal von Störchen auf ihrem Horst in den Brutsaisons 2020 und 2021. Besprechungen von Carolin Krumms Kunstdenkmäler-Band über die Region Werdenberg und dem Begleitband zum Städtli Werdenberg sowie von Arthur Brunharts Buch «Herrschaft und Repräsentation» mit den gesammelten Referaten der 3.Liechtensteinischen Historischen Tagung zum weiten Thema «Dynastien, Prestige und Macht in Liechtenstein, 1400–1900» beschliessen die WERDENBERGER GESCHICHTE|N 3.

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HJR