Urkunden- und Siegelsammlung zur Gemeinde Wartau bis 1798
Die von Martin Graber (1975–2021) edierten 137 Quellen zur Gemeinde Wartau erscheinen als Band 45 der Reihe St.Galler Kultur und Geschichte im Chronos Verlag.
1883 hatte sich Nikolaus Senn in seiner «Chronika» über die verwickelte und schwer zu bearbeitende Geschichte der Herrschaft Wartau beklagt. Damit sprach er einen Sachverhalt an, der bis heute nachwirkt. Martin Graber erkannte diese Problematik ebenfalls. Mit seiner über einen Zeitraum von 20 Jahren in minuziöser Detailarbeit erstellten «Wartauer Urkunden- und Siegelsammlung» ist es ihm gelungen, der Öffentlichkeit den Zugriff auf einen umfangreichen Quellenkorpus zur längst fälligen wissenschaftlichen Aufarbeitung der komplexen Wartauer Geschichte zu ermöglichen. Anders als die meisten historischen Editionen mit nationalem, regionalem oder städtischem Bezug handelt es sich hier eine umfangreiche Edition einer ländlichen Gemeinde. Das vorliegende Werk erweitert damit den Bestand zur Stützung einer faktenbasierten, historischen Forschung auf lokaler Ebene.
Die Edition mit rund 137 Quellen sowie 34 Siegeln (mit Fotos) macht die Geschichte von Wartau erstmals einer breiten, interessierten Öffentlichkeit einfach zugänglich. Das Quellenwerk bildet jedoch nicht nur eine wichtige Grundlage für die weitere Erforschung der Wartauer Lokalgeschichte sowie ihrer Herren, den sieben beziehungsweise (ab 1712) acht eidgenössischen Orte als Herren der Herrschaft Sargans, sondern auch der Glarner als Herren der benachbarten Herrschaft Werdenberg-Wartau sowie der Nachbargemeinden Triesen und Balzers im Fürstentum Liechtenstein. So war der mäandernde Rhein zum Beispiel vor allem im Raum «Triesen-Balzers-Wartau-Sevelen» eine unzuverlässige Grenze, die immer wieder zu Streitigkeiten führte. Ein Beispiel sind die wiederkehrenden Konflikte um die Heuwiesen, welche zu Triesen gehörten, jedoch durch Veränderungen des Rheinlaufs bereits 1494 auf Wartauer Seite zu liegen kamen. Über Jahrhunderte kam es zu unzähligen Treffen und Verfahren zwischen den beteiligten Gemeinden beidseitig des Rheins sowie deren Herrschaften zur Lösung der Streitigkeiten. So verwundert es nicht, dass etwa die Hälfte der von Martin Graber transkribierten Urkunden einen Liechtensteiner Bezug haben.
Mit dem Kauf der Grafschaft Werdenberg und der Herrschaft Wartau 1517 hatte sich auch Glarus in unmittelbarer Nachbarschaft der Gemeinde Wartau einen wichtigen Vorposten der Eidgenossenschaft gesichert. In der Folge war über Jahrhunderte bis 1798 das Geschick der Gemeinde und Herrschaft Wartau sowie der Region eng mit dem Ort Glarus verknüpft. Als Herren der Herrschaft Werdenberg-Wartau besass Glarus zahlreiche Rechte über Wartauer Leute und Güter und verfügte über signifikanten Grundbesitz in der Gemeinde. Die enge Verflechtung der Glarner als Herren der Herrschaft Werdenberg-Wartau mit der Gemeinde Wartau und den Herren von Sargans zeigt sich auch in der vorliegenden Quellenedition: Rund ein Drittel der edierten Urkunden haben einen direkten Bezug zu Glarus.
Die umfangreiche Quellenedition bietet somit nicht nur eine wertvolle Grundlage zur Erforschung der lokalen Verhältnisse in Wartau, sondern auch der Verhältnisse zwischen Wartau und ihrer eigenen Herrschaft beziehungeweise den angrenzenden Gemeinden und Herrschaften in der Region.
Mit dem vorliegenden Werk hat Martin Graber ein für die Kantone St.Gallen und Glarus sowie das Fürstentum Liechtenstein einzigartiges Quellenwerk und eine wertvolle Grundlage zur weiteren Erforschung der Lokal- und Herrschaftsgeschichte geschaffen.
Der Autor
Martin Graber (1975–2021) galt als ein hervorragender Kenner der Wartauer Geschichte. Seit 1998 publizierte er zahlreiche Artikel, u.a. eine Edition der Urkunden der Alpkorporation Oberschan und den Azmooser Kirchenbrief von 1743. 2003 erschien sein historisches Buch «Die Burg Wartau». Mit dem Urkundenbuch hat er uns ein Lebenswerk hinterlassen.
Die Herausgeber
Sibylle Malamud studierte Allgemeine Geschichte und Rechtsgeschichte an der Universität Zürich und promovierte 2001 mit «Die Ächtung des Bösen. Frauen vor dem Zürcher Ratsgericht im späten Mittelalter». Danach war sie langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Rechtsquellenstiftung und Bearbeiterin der Rechtsquelleneditionen Sarganserland und Werdenberg. Als solche hat sie sich intensiv mit den historischen Verhältnissen in der Region und in Wartau befasst.
Jürg Gabathuler hat im Rahmen des MAS Applied History der Universität Zürich eine sozialgeschichtliche Masterarbeit zur Auswanderung aus Wartau und der Region (1648–1735) geschrieben. Er ist über viele Jahre mit Martin Graber in einem intensiven Dialog gestanden. 2013 publizierte er als Autor und Projektleiter das Buch «Ken Howard’s Switzerland: In the Footsteps of Turner», Royal Accademy of Arts, London.
Sonderangebot für WGL-Mitglieder
Das Buch «Urkunden- und Siegelsammlung zur Gemeinde Wartau bis 1798» ist erhältlich beim Chronos Verlag, info@~@chronos-verlag.ch zum Preis von CHF/EUR 48.– statt CHF/EUR 58.– (Sonderangebot für WGL-Mitglieder, Lieferung in der Schweiz versandkostenfrei).