Gesellschaft für Werdenberger Geschichte und Landeskunde

Der Wiedehopf wird wieder Werdenberger

07.11.2019

Das gab es seit Jahrzehnten nicht mehr: 2019 waren im Werdenberg vier Wiedehopfbruten zu verzeichnen. Auch das ist ein Thema in den WERDENBERGER GESCHICHTE|N 2.

Die Beobachtung einer erfolgreichen Wiedehopfbrut in einer natürlichen Baumhöhle im Werdenberg gab den Anstoss zu einem Beitrag zur Situation, Biologie und zu den Fördermöglichkeiten dieser seltenen und aussergewöhnlichen Vogelart. Verfasst hat ihn für die WERDENBERGER GESCHICHTE|N 2 die Biologin Pia Geiger-Schütz; die Brutpflege mit der Kamera diskret beobachtet hat Hans Jakob Reich.

Zweierlei braucht der Wiedehopf, um erfolgreich brüten zu können: Ein ausreichendes Angebot an Nistmöglichkeiten und gute Jagdgründe mit reichlich Grossinsekten. Förderung des Wiedehopfs heisst somit letztlich Lebensraumverbesserung. Die Autorin schreibt dazu: «Fehlen gute Jagdgründe, also solche mit lückiger Vegetation und offenen Bodenstellen, nützen Nisthilfen […] wenig. Einen Grossteil seiner rein tierischen Nahrung findet der Wiedehopf am und im Boden. Mit seinem Schnabel stochert er alle paar Meter systematisch nach Grillen, Engerlingen oder Raupen. Die Schnabelspitze benutzt er dabei wie eine Pinzette, um seine Beute festzuhalten. Mosaikartige Jagdgründe mit nacktem Boden, wenig dichtem Gras, reich strukturierten Hecken und Trockenmauern sind zwar vielerorts ein Bild aus vergangenen Tagen. Mit der Mechanisierung und Industrialisierung der Land- und Forstwirtschaft wurde die Landschaft zunehmend ausgeräumt und zerschnitten. Nebst dem Lebensraumverlust hat die Monotonisierung von Wiesen und Weiden auch direkten Einfluss auf die Insektenwelt und damit auf die Nahrungsgrundlage des Wiedehopfs. In der ausgeräumten Landschaft sind vor allem die Rebberge als isolierte Refugien zurückgeblieben, die eine Schlüsselrolle bei der Wiederbesiedlung haben. […]

Um die Insektendichte langfristig zu erhöhen, braucht es generell eine extensivere Bewirtschaftung und verringerten Pestizideinsatz im Gemüse-, Wein- und Obstbau. Das Anlegen neuer Saumstreifen entlang von Feuchtwiesen dient speziell auch dem Erhalt der Maulwurfsgrillen-Standorte im Kanton St.Gallen. Zur Förderung dieser Lieblingsbeute bei der Jungenaufzucht empfiehlt sich auch das Anlegen von Kompost- und Misthaufen ausserhalb von Siedlungen (Feldmieten). Schliesslich sind offene und erodierte Stellen, zum Beispiel im Bereich von Erdböschungen, sandigen Plätzen oder Weiden zu erhalten.»

HJR